Auf die Arbeit in der Medienbranche vorbereiten

Ein Gastbeitrag von Janina Rakus, Empirische Kulturwissenschaft Tübingen

Was machen nach dem Studium der Europäischen Ethnologie, Empirischen Kulturwissenschaft oder Volkskunde? Eine mögliche Antwort: Irgendwas mit Medien. Doch wie wird man Journalist*in und wie sieht der Berufsalltag in der Medienbranche aus? Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen wissenschaftlichem Anspruch und Öffentlichkeit?

Wege in den Journalismus

Es gibt keinen Königsweg in die Medienbranche, aber ein Volontariat ist ein guter Anfang. Dafür muss man in der Regel ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren durchlaufen und bestimmte Voraussetzungen wie Praktika mitbringen. Wenn man es geschafft hat, bekommt man dann zwei Jahre lang eine umfassende Ausbildung. Und wo wirst du nun fündig, um unterzukommen? Dazu habe ich zwei Tipps für dich:

  • Auf newsroom.de finden sich aktuelle Nachrichten aus der Medienbranche und eine Zusammenstellung der Journalist*innen des Jahres. Unter der Rubrik “Jobs” lässt es sich wunderbar nach freien Stellen in der D-A-CH-Region suchen. Hier kann man auch filtern nach “Journalistische Praktika/Volontariate/Trainees”. Schau dich einfach mal um unter https://www.newsroom.de/jobs/aktuelle-jobs/.
  • Die Seite trainee.de bietet einen schönen Überblick darüber, was ein Volontariat ausmacht und beantwortet folgende Fragen: Was kann ich während eines Volos lernen? Was ist der Unterschied zu Praktikum oder Traineeship? Wo kann ich ein Volo machen? Wie läuft das ab? Welche Voraussetzungen brauche ich? Wie finde ich einen Platz? Und was mache ich danach? Mehr gibt´s unter: https://www.trainee.de/ratgeber/volontariat/.

Aber auch als Quereinsteiger*in kann man durchstarten. Wichtig ist auf jeden Fall sich gut mit Menschen zu vernetzen, die Erfahrung in der Branche haben. Und man sollte ein gewisses Grundselbstvertrauen mitzubringen. Also keine Angst davor eigenen Ideen nachzugehen! Im Studium lernt man nämlich mehr als man denkt (und was fehlt kann man sich nebenbei aneignen). Entweder man arbeitet als Generalist*in und probiert sich in vielen Bereiche aus – bricht einer weg, hat man immer noch die anderen. Oder man spezialisiert sich auf ein Nischenthema und macht sich dort unentbehrlich. 

Tipp: Mit ein bisschen Lebensmut, unternehmerischem Geist und einer gewissen freudigen Naivität ist vieles möglich! (Mercedes Lauenstein, freie Journalistin und Autorin)

Parallelen zum Studium 

Das journalistische Schreiben ist dem ethnografischen, wie man es (hoffentlich) im Studium gelernt hat, recht ähnlich. Ebenfalls der induktive Zugang, mit dem man konkrete Personen und deren Mikrokosmos in den Blick nimmt. Die Besonderheit im Journalismus ist der Fokus auf die Wissensvermittlung. Deine Texte verstauben also nicht mehr in der Uni-Bubble, sondern gehen raus in die Welt! Allerdings musst du dort auch mit mehr Gegenwind rechnen, wenn du deine Sache nicht ordentlich machst. 

Hier zwei Literaturtipps, die zum Einstieg taugen und sogar aufzeigen, dass wir während des Studiums schon eine Seminararbeit verfassen können zu Themen, die uns interessieren:

  • Löwisch, Henriette: Journalismus für Dummies. Weinheim 2. Auflage 2011 [ISBN: 978-3-527-70746-1].
    Auf über 350 Seiten verrät Henriette Löwisch so ziemlich alles, was für angehende Journalist*innen wichtig ist. Das Buch ist strukturiert aufgebaut, verständlich geschrieben und mit zahlreichen Beispielen versehen. 
  • Wilhelm, Katharina: Ethnologie und Journalismus. Gegenseitige Wechselbeziehungen und Zusammenspiel heute. München 2017 [ISBN: 978-3-668-52536-8].
    In ihrer Seminararbeit betrachtet Katharina Wilhelm aus ethnologischer Perspektive das Zusammenspiel von ethnografischer Forschung und journalistischer Praxis (mit Fokus auf den Printjournalismus in Deutschland). Das Buch lässt sich kostenpflichtig als PDF online herunterladen.

Tipp: Als Journalist*in vermittelt man zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit: Man ist ein bisschen schlauer als die Leser*innen, sollte aber demütig gegenüber den wissenschaftlichen Expert*innen bleiben. (Christoph Wittmann, Redakteur Format Quer beim BR)

Kann ich davon leben? 

Mit gründlichem Arbeiten und Durchhaltevermögen kann man sich in der Branche einen Namen machen und gut verdienen. Selbst mit einem Volontariatsgehalt kann man in Städten wie München gut durchkommen. Allerdings sollte man sich vor Online-Redaktionen hüten, die nur Arbeit auf Basis von Zeilenhonorar anbieten. Hier kann man leicht ausgebeutet werden.

Der Deutsche Journalisten-Verband stellt auf seiner Homepage eine (unvollständige) Liste der Tarife und Honorare für verschiedene journalistische Arbeitsbereiche zur Verfügung. Für manche Bereiche gibt es sehr viel Material, da kann man sich richtig in die Verträge einlesen. Klick dich also mal rein unter: https://www.djv.de/startseite/info/beruf-betrieb/uebersicht-tarife-honorare.

Campusjäger bietet unter der Rubrik “Karriereguide” Informationen zu Studium, Berufseinstieg und Arbeitswelt an. Unter “Gehalt & Einstiegsgehalt” werden verschiedene Berufe und deren Verdienste aufgelistet, darunter auch Journalist*innen (die meisten Jobs kommen hauptsächlich aus dem Bereich Management). Weitere Infos online unter: https://www.campusjaeger.de/karriereguide/gehalt/journalist-gehalt#fazit.

Tipp: Schau dir deine Lieblingsreportagen an und schreibe genau auf, was dir daran gefällt. Durch Nachahmen kann man unglaublich viel lernen. (Sammy Khamis, Investigative Recherche beim BR)

Infos zur Autorin
Hier habe ich mich bislang ausprobiert: Studentische Hilfskraft bei der Methodenvorlesung im Fach Europäische Ethnologie, außerdem Leitung der Kinderferienprogramme bei der Lebenshilfe e.V.

Meine Lieblingsveranstaltung bislang: “Zur Kultur der Selbstoptimierung” (Prof. Dr. Markus Tauschek); “Summer School: Sightseeing Sightfleeing” (Studentisch organisiertes Seminar); “50 Jahre Empirische Kulturwissenschaft in Tübingen – Ein Ausstellungsprojekt” (Prof. Dr. Reinhard Johler)

Aktueller Berufswunsch: Museumspädagogin