Warum sich ein kulturwissenschaftliches Studium für eine freiberufliche Tätigkeit lohnt
Ein Gastbeitrag von Alina Grundmann, Empirische Kulturwissenschaft Tübingen
Mit diesem Blogartikel möchte ich ein paar Themen ansprechen, die mir bezogen auf meine berufliche Zukunft wichtig sind: Arbeitsweise, Zeitmanagement und Vernetzung! Der Beitrag entstand im Rahmen des Berufsfeldkolloquium der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde/Empirische Kulturwissenschaft (Notizen vom 24. November 2021). Das Thema des Abends war „Kulturvermittlung und Projektmanagement“ und wurde von der Projektmanagerin Jenny Illing und dem Medienkünstler und Kulturwissenschaftler Richard Schwarz vorgestellt. Beide haben Europäische Ethnologie in Innsbruck studiert. Aber du kannst die Überlegungen an jedem anderen Standort der Empirischen Kulturwissenschaft & Co. betrachten.
Arbeitsalltag: Jeder Tag ist anders!
Es gibt keinen typischen Arbeitsalltag. An manchen Tagen erstellst du Fragebögen oder wertest bereits ausgefüllte Fragebögen aus. Du kümmerst dich um Förderanträge für deine Projekte und kommunizierst mit der Presse, Fördergebern oder verschiedenen Universitäten. Dabei musst du zusätzlich deine Budgetplanung im Auge behalten und die Sozialmedia-Kanäle bespielen. Du musst deine Projekte organisieren und freiwillige Helfer*innen koordinieren. Wie du dir bereits denken kannst, ist das viel Büroarbeit. Je nach Projekt verbringst du aber auch mal einen Tag in der Werkstatt und baust Prototypen für deine Projekte. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass du 3 bis 4 Projekte gleichzeitig hast. Dies macht dein persönliches Zeitmanagement besonders wichtig.
Zeitmanagement. Ein einfaches Wort und doch so wichtig!
Zeitmanagement ist vor allem als selbstständige Person ein wichtiges Thema. Du hast selbst die Verantwortung darüber, wie viel Arbeit und wie viel Pause du dir einplanst. Achtet man dabei über einen längeren Zeitraum zu wenig auf sich, wird es einem damit wahrscheinlich nicht gut gehen.
Hier ein paar Tipps zum Zeitmanagement:
- Kalender: Papierkalender, vorinstallierte Kalender- und Notizenapps, Kalender im E-Mail-Programm
Ob im Studium oder später im Beruf: Du solltest immer einen Überblick über deine Termine, Abgaben und To-dos haben. Dafür kannst du einen Papierkalender oder diverse Apps verwenden. Es gibt sehr viele unterschiedliche Varianten. Dadurch kannst auch du die Kalenderform finden, die zu dir und deinem Leben passt. Wenn du nach einem Papierkalender suchst, empfehle ich dir, in eine nahegelegene Buchhandlung zu gehen und dich da einmal umzuschauen. Falls nichts dabei ist, das dich anspricht, kannst du in dem Laden auch einfach Inspiration sammeln und dir dann deinen eigenen Kalender basteln. Ich habe mir zum Beispiel meinen Papierkalender aus einem Notizbuch selbst gestaltet. Wie bereits erwähnt, gibt es auch die Möglichkeit eines digitalen Kalenders. Auch da kommt es ganz auf deine Wünsche an. Zum Beispiel hat jedes Handy eine vorinstallierte Kalender- und Notizenapp. Wenn dir diese Apps nicht zusagen oder du mehr Funktionen brauchst, kannst du dir unter anderem den Kalender von Google oder Apple (je nach eigenen Vorlieben) anschauen.
- Apps: Todoist, Evernote, Notion
Für die Organisation deiner Aufgaben können dir die Apps Todoist oder Evernote helfen. Soll die App noch umfangreicher sein und auch zum Organisieren von Projekten oder Gruppen dienen, kann ich dir die App Notion empfehlen. Diese hat ein schlichtes Design, aber beschreibt sich selbst als „All-in-one workspace“ und das kann ich aus meiner Sicht nur bestätigen. Ich nutze für meine Termine und meine täglichen To-dos meinen selbstgestalteten Papierkalender. Wenn ich aber kleinere Projekte oder mein Auslandssemester organisiere, benutze ich dafür die App Notion.
- Blogs/Bücher: Es gibt unzählige Tipps dazu. Lektüre recherchierst du ganz leicht mit Begriffen wie Zeitmanagement, Selbstmanagement, Selbstführung, strukturierte Arbeitsweise etc. Finde einfach für dich heraus, wie du dich am besten organisierst und du alles im Blick behalten kannst.
Ohne Kontakte geht es nicht, oder?
Natürlich kannst du auch ohne Kontakte Jobs und Aufträge finden. Allerdings ist es, gerade als selbstständige Person, oft einfacher mit Hilfe von Kontakten. Durch die Kontakte kann es dann sein, dass du vergleichsweise einfach in neue Projekte reinkommst. So ging es zum Beispiel Richard Schwarz, wie er in seinem Vortrag erzählte. Aus einem Projekt, das er an der Uni mitgestaltet hat, ergaben sich Kontakte zu einem Museum. Das hat ihm danach auch einen Auftrag angeboten. Es kann aber bei dir auch so laufen wie bei Jenny Illing. Bei Ihr haben sich durch die Uni kaum Aufträge ergeben. Dafür haben sich Angebote bei Vorträgen und anderen Events ergeben, indem sie mit den Leuten ins Gespräch gekommen ist.
Du kannst dich schon während des Studiums vernetzen. Nutze dafür einfach die Netzwerke deiner Professor*innen und Dozent*innen. Wenn es eine Kooperation gibt, dann können sich daraus wertvolle Kontakte für später ergeben, zum Beispiel für ein Praktikum, einen Werkstudentenvertrag oder sogar für eine Volontariatsstelle. Schau dich also mal an deinem Studienstandort um, mit welchen Museen, kulturellen Einrichtungen oder Verbänden du dich vernetzen kannst und welche Projektangebote gerade laufen. Eventuell ergeben sich auch Möglichkeiten mit anderen Fachgruppen in interdisziplinären Lehrveranstaltungen.
Sei kreativ, wenn du einen Job an Land ziehen willst.
Wieso sollte ein*e Arbeitgeber*n mich nehmen statt einer Person, die zum Beispiel Medienwissenschaft studiert hat? Durch ein Studium der Kulturwissenschaften bist du breit aufgestellt und da gibt es durchaus Arbeitgeber*innen, die das positiv sehen. Generell ist es hilfreich, wenn du mit ein bisschen Kreativität an deine Jobsuche herangehst. Dadurch können mehr Jobangebote auf dein Profil passen, als du auf dem ersten Blick vielleicht vermutest. So kannst du dann auch im Bewerbungsprozess deine Kompetenzen gut in das geforderte Profil hineinflechten. Auch ist es oftmals hilfreich breit aufgestellt zu sein, da bei vielen Aufträgen am Anfang noch gar nicht klar ist, welche Kompetenzen im Endeffekt benötigt werden.
Wenn du Empirische Kulturwissenschaft & Co. studierst
Hier Überlegungen zu den Parallelen: Im Studium lernst du das nötige Handwerk, um Dinge zu reflektieren. Du lernst nicht nur, wie du genau hinhören und hinsehen kannst, sondern auch, wie du daraus Erkenntnisse ableiten und dich auf dir unbekannte Dinge einlassen kannst. Die Kernkompetenz, die du im Studium lernst, ist es Dinge im Detail anzusehen und zu verstehen, warum sie so sind, wie sie sind. Es geht dabei vor allem um die kleinen Dinge, die oft übersehen werden. Neben dem Studium ist es hilfreich, wenn du noch Praktika machst, dich in einem Verein zu engagierest oder Projekte an der Uni unterstützt, da du so schon einmal die Möglichkeit hast Kontakte zu knüpfen.
Was dir definitiv fehlt: BWL-Skills, aber das ist manchmal auch gar nicht so schlecht, wenn man das nicht im Studium belegen muss. Es schadet aber definitiv nicht, sich hier Kenntnisse während des Studiums anzueignen – vielleicht in der Vereinsarbeit oder bei Angeboten der Career-Service-Stelle an deiner Universität.
Infos zur Autorin
Hier habe ich mich bislang ausprobiert: Erfahrungen und Engagement?!
Meine Lieblingsveranstaltung bislang (oder auch alle besuchten): Titel/Liste
Ich würde mich selbstständig machen im Bereich (oder doch einen anderen Berufswunsch?!)