Perspektiven
Bildungsreferentin und Öffentlichkeitsarbeit
Man hat in unserem Studium die Zeit und die Möglichkeiten, Inhalte zu wählen, die einen persönlich interessieren und weiterbringen – das ist ein Privileg, das man unbedingt nutzen sollte! Die Chancen, dass einige dieser Interessen im Beruf eine Rolle spielen, stehen nicht schlecht, selbst wenn man in völlig fachfremden Bereichen arbeitet. Ich habe mich im Studium beispielsweise mit Ernährung auseinandergesetzt, was mir im Marketing für Küchenmaschinen durchaus entgegen kam.
Heute bin ich Bildungsreferentin beim LandFrauenverband Württemberg-Baden e.V., wo ich für Kultur, Qualifizierungsschulungen und Öffentlichkeitsarbeit zuständig bin. Außerdem halte und organisiere ich Seminare und Vorträge zu kulturellen Themen für LandFrauen im nördlichen Baden-Württemberg. Hier kommen mir auch die Inhalte meines Studiums zugute, die ich für interessierte Laien aufbereite. Mir war immer wichtig, abstrakte akademische Inhalte mit pragmatischen und praktischen Überlegungen zu verbinden.
Insgesamt sehe ich mich ziemlich gut gerüstet für mein Berufsleben. Ob ich eventuell in der Wissenschafts-PR oder im Verlag/Museum lande, ist zwar offen – das macht mir aber keine Angst (mehr). Vielleicht wird es auch nochmal was völlig anderes: Meine Familie kommt aus der Landwirtschaft, ich habe im Handwerk, in der Industrie und im akademischen Umfeld gelebt und gearbeitet. Mir kommt es so vor, als ob unsere Gesellschaft gute Kommunikatorinnen zwischen diesen Welten brauchen könnte.
Organisationsentwicklung und Change Management
Mit meinem Beruf als Abteilungsleiterin in der Organisationsentwicklung und Change Management habe ich eine Position inne, die mir extrem freies und kreatives Gestalten und Wirken erlaubt – und das in der freien Marktwirtschaft. Außerdem ist die Stelle gut bezahlt und ermöglicht mir, mich weiterhin mit dem weiten Feld Kultur und dem Alltag meiner Mitmenschen zu beschäftigen und zur Wertschöpfung beizutragen. Kurzum – ich schätze mich glücklich und bin zufrieden.
Wir studieren Geisteswissenschaften, weil es unser Interesse ist. Von den Komplikationen bei der Jobsuche kann man sich recht früh von anderen Geisteswissenschaftlern erzählen lassen. Wer aber sein liebstes Interessengebiet gefunden hat, sollte sich nicht mehr davon abbringen lassen, auch wenn der Weg manchmal über Umwege führt. Nur in dem, was ihr zu tun liebt, könnt ihr auch wirklich brillieren.
Redaktionsleitung und Öffentlichkeitsarbeit
Radiomacherin, Redaktionsleiterin, Öffentlichkeitsarbeiterin (beim Radio) & Europäische Ethnologin.
Immer schön neugierig bleiben. Konkrete Fragen über gar nicht so konkrete gesellschaftliche Phänomene zu stellen, und dadurch ein Thema von den unterschiedlichsten Seiten zu beleuchten, das ist die wichtigste Fähigkeit, die ich im Studium gelernt habe. Für meinen heutigen Beruf entwickelt sich daraus im besten Fall eine packende Geschichte, die dann gedruckt, übers Netz oder im Radio nach außen getragen wird. Als Redaktionsleiterin einer Kultursendung, ist der Mut Selbstverständliches in Frage zu stellen auf jeden Fall hilfreich. Aber allein für das Glück, kritisch in alle möglichen Richtungen denken zu wollen, würde ich mich jederzeit wieder für dieses Studium entscheiden. Für diese seltsame Lust, Selbstverständliches zu hinterfragen.
Kulturarbeit Alpenverein Südtirol
Stephan Illmer, Jg. 1983, Bakkalaureatsstudien der Philosophie und der Europäischen Ethnologie in Innsbruck, heute Kulturarbeiter im Südtiroler Alpenverein.
Habe den Kulturwissenschaften vielerlei zu verdanken… meinen aktuellen Arbeitsplatz bspw. – was aber längst nicht das Wichtigste ist. Weitaus gewichtiger: Ich habe im Studium gelernt, die Welt mit neuen Augen zu sehen; und ich habe gelernt, wie man Kultur erkundet und erörtert, erarbeitet und vermittelt – unerlässlich für meinen gegenwärtigen Job als Faktotum im Kulturbereich! Der Job wiederum hat seines dazu beigetragen, dass das Masterstudium (leider) aufs ewige Eis gelegt wurde.
Museum und Verwaltung
Das Studium der Europäischen Ethnologie ist schwierig zu beschreiben, nicht nur skeptischen Familienangehörigen gegenüber. Erst nach dem Abschluss weiß man, was man da eigentlich Semester für Semester gemacht hat. Mein Fazit: mit dem Studium der Europäischen Ethnologie im Gepäck hat man viel gelernt – über kulturelle Phänomene, Lebens- und Erfahrungsräume, Geschichte und Gegenwart.
Um dies alles zu beschreiben, werden Analyseinstrumente und kulturwissenschaftliche Methoden vermittelt, ihre Anwendung praktisch erprobt und selbstständig in der Masterarbeit umgesetzt.
Einen Berufsabschluss hat man mit dem Studium allerdings nicht erworben. Es ist kein Garantieschein für einen aufregenden Job direkt im Anschluss an die Masterarbeit. Aber wenn man sich auf das Fach einlässt, verändert sich die Wahrnehmung von alltäglichen Dingen, von Umgangsweisen und Konventionen, von Bräuchen und Ritualen, von Räumen und Ordnungen. Neugierde und Interesse an „allem möglichen“ finden hier gewissermaßen einen wissenschaftlichen Nährboden. Ideale Voraussetzungen also für einen aufregenden Job!
Studienberatung Schwerpunkt Nordamerika
Die meisten wissen von Anfang an, was sie studieren und in welche berufliche Richtung sie gehen möchten, um so schnell wie möglich am Ziel anzukommen. Zu diesen „meisten“ gehöre ich nicht. Ich habe nur über Umwege herausgefunden, was mich tatsächlich interessiert. Dabei hat die Europäische Ethnologie mit ihrem breiten Seminarangebot mein vielfältiges Interesse stillen können. Die Aussicht, mit dieser Studienausrichtung zahlreiche Perspektiven zu haben und sich nicht nur auf eine bestimmte Berufsgruppe festlegen zu müssen, beruhigte und ermutigte mich. Die hohe Flexibilität und der Freiraum in der Europäischen Ethnologie machten es möglich, dass ich eine meiner Nischen gefunden habe. Einzige Bedingung scheint zu sein: Eigeninitiative zeigen! Wenn ihr schließlich etwas findet, das euch Freude bereitet, verfolgt diesen Weg und lasst euch davon auch nicht abbringen – egal, was euer Umfeld sagt. Es wird sich immer eine Möglichkeit finden!
Freier Journalist
Dort hingehen, wo es weh tut.
Es gibt einen Satz aus meinem Studium, der mich bis heute begleitet – und mir bis heute hilft. Ich habe ihn im ersten Semester meines Studiums der Europäischen Ethnologie/ Kulturanthropologie gehört. Man solle als Forscher „dort hingehen, wo es weh tut“, also dorthin, wo tatsächlicher Alltag stattfindet. Heute, als Reporter und Journalist, ist es immer noch eine meiner wichtigsten Prämissen. Denn Wissenschaft und Alltag finden „draußen“ statt. Dort hinzugehen braucht Überwindung. Aber wenn man draußen ist, mit Leuten spricht, sich Lebensrealitäten aussetzt, dann folgt eine wenig erstaunliche Erkenntnis: Nur da draußen wird wirklich „gelebt“.
Projektkoordinatorin „infrau e.V.“
Bei einem längeren Auslandsaufenthalt nach dem Abitur habe ich realisiert, dass ich ganz viele Fragen, die ich den Menschen im Ausland zu Deutschland gestellt habe, selbst gar nicht beantworten könnte. Kulturanthropologie schien mir eine Möglichkeit mehr über „meine Kultur“, Land und Leute in „meiner Heimat“ zu erfahren. Mir gefiel der sehr „bodenständige“ Zugang in Mainz, so bin ich da gelandet.
Vor allem profitiere ich davon gelernt zu haben, dass nichts ist, sondern alles wird und das dabei viele Faktoren eine Rolle spielen. Überall auf der Welt. Heute arbeite ich als Projektkoordinatorin beim Interkulturellen Beratungs- und Bildungszentrum für Frauen Mädchen Seniorinnen infrau e.V. Ich bin verantwortlich für den Bereich Kulturelle Bildung, der verschiedene Angebote, Veranstaltungen und Formate beinhaltet, begleite einen Offenen Treff für Frauen mit Fluchterfahrung und mache noch einiges mehr im Verein.
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte
Als Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte einer Hochschule komme ich mit unterschiedlichsten Menschen mit unterschiedlichsten Anliegen in unterschiedlichsten Kontexten zusammen – von der naturwissenschaftlich interessierten Schülerin, der es an weiblichen Vorbildern mangelt bis zur Ministerin, mit der die Ausgestaltung des Reisekostengesetzes verhandelt wird.
Die Denkweisen und Ansichten meiner Gegenüber ernst zu nehmen, einzubeziehen und mich zu bemühen zu verstehen, aber letztlich zu eigenen Standpunkten finden – das ist eine Grundhaltung, die mich das Studium der Europäischen Ethnologie/Kulturwissenschaft gelehrt hat. Dieses dezidierte Umgehen- und auch Aushalten-Können von Vielschichtigkeiten und Ambivalenzen hätte mir – und ich darf das sagen, denn ich springe ja immer noch an der Uni rum – ziemlich sicher kein anderes Fach vermittelt!
Diversity Manager
Sich bei einer Fußballweltmeisterschaft inmitten einer Menschenmenge beim Public Viewing wiederzufinden, in einem Gurdwara gemeinsam mit Sikhs zu essen, die Stuttgarter Stadtgeschichte für eine Ausstellung zu erforschen – oder kurz gesagt die Vielfalt des menschlichen Lebens in den Blick zu nehmen, das ist für mich das Wesen der Kulturforschung. Für mein Interesse an Menschen, welche die Dinge anders erleben und andere Perspektiven haben als ich selbst, sowie für meine Lust, Selbstverständlichkeiten zu ergründen und zu hinterfragen, hätte ich mir kein besseres Studienfach vorstellen können. Dass mich dieses einmal in das Diversity Management eines internationalen Unternehmens führen wird, war nicht geplant. Und doch erscheint es konsequent, dass ich nun dafür arbeite, die gesellschaftliche Vielfalt wertzuschätzen und als Bereicherung zu verstehen.
Empirische Kulturwissenschaft
Die Empirische Kulturwissenschaft krempelt meine Gedankenwelt regelmäßig in alle Richtungen um.
Es dauerte am Anfang nicht lange, und ich verstand, dass es wohl nichts gibt, das einfach so da oder schon immer so gewesen ist. Ob Vorstellungen von ‚Kultur‘, die Eigenlogik einer Stadt oder Geschlechterstereotype: Alles wird befragbar – und liefert mit einer guten Portion Neugier die spannendsten Antworten.
Wo andere aufhören, Fragen zu stellen, beginnen die vermeintlichen Banalitäten des Alltags und somit die Forschungsfelder der Empirischen Kulturwissenschaft. Die Bandbreite an Themen von Protestkultur bis Technikforschung, von Kulturgeschichte bis Migration eröffnen für alle eine Nische. Garantiert ist, dass die Welt einer und eines jeden Einzelnen Kopf stehen wird. Empirische Kulturwissenschaft bedeutet vor allem, das ‚Normale‘ in Frage zu stellen und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.
Europäische Ethnologie
Wie hat sich Kultur verändert und wie wird sie es tun? Die Europäische Ethnologie liefert dazu viele Antworten, auch wenn sie immer wieder neue Fragen aufwirft. Diese Rätsel zu lösen macht meistens Spaß. Interessiert du dich für die Entstehung der Unterwäsche, die Entwicklung von Hochzeitkleidern und die Probleme durch Fast Fashion? Dann ist Kleidungsforschung genau das richtige. Selbst Themen, die mir im ersten Moment eher bieder und langweilig erschienen, haben mich oft mit ihrer Aktualität und Vielseitigkeit überrascht. Oder hättest du vermutet, dass man in einem Seminar zu Trachtenmode die Kleidung von bayerischen Hip-Hopern in Musikvideos analysiert? Auf einer Shoppingtour kreisen meine Gedanken um die Jeans, die ich gerade anprobiere. Ich denke an die skurrilen Hosenschnitte der letzten Jahrhunderte. Ich erinnere mich, welche Bedeutung die Jeans für die 68er-Generation und die Frauenbewegung hatte und was sie heute für mich und die Gesellschaft symbolisiert. Die Hose ist nicht mehr ein totes Ding, sondern steckt voller Kultur.
Die eigene Umwelt wird insgesamt reicher, komplexer und faszinierender durch ein Studium der Europäischen Ethnologie. Einzige Voraussetzung: Neugierig sein! Dann werden alte Fotoalben sind nicht mehr nur eine Sammlung von verstaubten Erinnerungen, sondern werden zu Quellen. Auch der nach Mottenkugeln riechende und mit Spinnweben verhangene Dachboden der Großeltern verwandelt sich in eine Fundgrube für begeisterte Europäische Ethnologen. Überall gibt es plötzlich etwas zu entdecken. Die Europäische Ethnologie beschäftigt sich zwar auch mit vergangener Kultur wie Schreibmaschine und Wallfahrt, untersucht aber auch aktuelle kulturelle Phänomene wie Fast-Food, Smartphonesucht, Punkmusik und Yoga-Festivals oder wagt einen Blick in die Zukunft z.B. wenn es um Digitalisierung, VR, KI und Robotik geht.
Europäische Ethnologie
Direkt nach dem Abitur kennt man meist nur die „großen“ Studiengänge wie Lehramt, Medizin oder BWL. Nach einem kleinen Umweg über so ein bekanntes Fach bin bei der Europäischen Ethnologie gelandet. In dieser Disziplin ist es möglich, alle Facetten des Alltagslebens in Gegenwart und Vergangenheit zu erforschen. Dabei wollen wir aber nicht alles unbedingt mit Zahlen und harten Fakten belegen, sondern möchten die Alltagskultur verstehen.
So habe ich mich zum Beispiel mit Adventskranz, Tinder, Waldfriedhöfen oder mit modernen Kulturmagazinen auseinandergesetzt. Ich bin der Geschichte Hamburgs in Comics nachgegangen oder habe auch eine eigene kleine Forschung zur Selfie-Kultur durchgeführt.
Auch wenn es manchmal eine Herausforderung ist, sich in neue Themen einzuarbeiten, bereichert es mich persönlich immer wieder. Ich kann das Studienfach nur weiterempfehlen, es macht wahnsinnig viel Spaß und überrascht ständig mit neuen Aspekten.
Europäische Ethnologie
Europäische Ethnologie ist ein interessantes Fach, das einige Elemente beinhaltet, die mir bei anderen Fächern fehlen. Viele der Texte vermitteln keinen trockenen Stoff, sondern bauen auf konkreten Forschungsprojekten auf. Eines der größten Pluspunkte der Europäischen Ethnologie ist für mich, eigene Erfahrungen in kleinen Forschungsübungen sammeln zu können. Mir persönlich macht es viel Spaß durch die Anwendung von Forschungsmethoden zu lernen. Das macht das Studium meist sehr greifbar und nachvollziehbar. Außerdem hat man eine gute Chance interdisziplinär zu arbeiten und so seinen eigenen Wissenshorizont zu erweitern, was sicher für einen guten Job von Vorteil ist. Das Fach ist offen und flexibel, sodass man sich als Student auf die Themen stürzen kann, die man selbst interessant findet.
Empirische Kulturwissenschaft
Die eigene Lebenswelt zu erkunden, sich von Menschen ihre Geschichten zu einem Thema erzählen zu lassen, „kleine“ Dinge und Selbstverständliches zu hinterfragen, dies alles und mehr gefällt mir an der Empirischen Kulturwissenschaft. Im Studium sammeln wir eigene Forschungserfahrungen, begeben uns direkt ins Feld. Aus Erinnerungen an den „Jahrtausendsturm“ Lothar oder der Irritation beim Schauen einer Castingshow können Fragestellungen entstehen, deren Bearbeitung manchmal unerwartete Ergebnisse hervorbringt.
Ich lerne, mich in verschiedene Themenbereiche einzuarbeiten, Inhalte zu analysieren, verständliche Texte zu schreiben und Wissen zu vermitteln. Das passt gut zu meinem Berufswunsch, später im Museumsbereich tätig zu sein.
Europäische Ethnologie
Als ich mich dazu entschloss, Europäische Ethnologie zu studieren, hatte ich zunächst meine eigenen Vorstellungen vom Fach. Meine Vorbilder waren Filmfiguren, wie Lawrence of Arabia, die „fremde Kulturen“ kennenlernen, die intellektuell mit mehreren Sprachen hantieren oder unerschlossene Orte der Welt bereisen. Die ersten Wochen meines Studiums hatten jedoch eine ernüchternde Wirkung: Das Thema waren keine Berberstämme Nordafrikas, keine vermeintlichen „Völker“ in den südamerikanischen Anden, sondern Jugendgruppen, das „Irish Pub“ oder Tourismus.
Meine voreilige Enttäuschung schlug sogleich in Begeisterung um, denn das Fach hat mich gelehrt, dass ich nicht in weit entfernte Länder reisen muss, um etwas Interessantes zu entdecken und Abenteuer zu erleben. Die Europäische Ethnologie hat meine Biographie entscheidend geprägt und um zahlreiche Erfahrungen bereichert, die ich jedem Menschen wünsche.
Europäische Ethnologie
Nachdem ich mehrere Jahre als Journalistin tätig war, wagte ich 2017 den Sprung von der Arbeits- in die Studienwelt. Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Sowohl in der Europäischen Ethnologie als auch in der Medienarbeit sind soziales Feingefühl und ständiges Hinterfragen sensibler gesellschaftlicher und politischer Prozesse unabdingbar. Durch das Studium bin ich hellhöriger gegenüber normativen Aussagen geworden. Ich erkenne, dass es Ursachen für gesellschaftliche Entwicklungen gibt und nicht alles so ist, „weil es immer schon so war“. Und dass es auch ganz anders kommen hätte können.
Nach dem Studium stehen mir viele Türen offen: Absolventinnen und Absolventen findet man nicht nur hinter verstaubten Bücherregalen, sondern auch in kreativen Berufen, in Stadtentwicklungsprojekten und in der Beratungstätigkeit von NGOs.
Europäische Ethnologie
Europäische Ethnologie bedeutet für mich den Alltag, der mir so vertraut erscheint, zu hinterfragen: Warum denke ich, wie ich denke? Warum kleide ich mich so und nicht anders? Was steckt hinter meinen Essgewohnheiten oder meinen Musikgeschmack? Seit meinem Studienbeginn haben diese Fragen mich, mein Handeln, mein alltägliches Tun und Nachdenken stets begleitet.
Das Schöne an diesem Fach ist es, dass ich die Menschen selbst zu Wort kommen lassen kann, indem ich über Gespräche und Interviews deren Vorstellungen der Welt, ihres Alltages erfahren und somit auch immer wieder Neues für mich selbst entdecken kann.
Eines vorweg: den einen Beruf auf den dich dieses Studium vorbereitet gibt es nicht. Diese Studienrichtung ermöglicht es jedoch in einem breiten Feld von Berufen einzusteigen und lässt Platz für persönliche Interessen.
Empirische Kulturwissenschaft
Was das Fach so besonders macht, ist das Interesse am Fremden in der eigenen Kultur und Gesellschaft, das es möglich macht, Vertrautes aus einer anderen, wissenschaftlichen Perspektive zu betrachten und gerade das zu hinterfragen, was einem bisher selbstverständlich erschien. Die Beschäftigung mit den eigenen Denk- und Wahrnehmungsmustern und das Reflektieren über die eigene Rolle im Forschungsprozess sind deshalb wichtige Bestandteile des empirisch-kulturwissenschaftlichen Forschens.
Außerdem gefällt mir, dass das Fach einen Fokus auf die Mikroperspektive hat und weniger an Zahlen und Statistiken, als an den Geschichten und vor allem den Menschen dahinter interessiert ist. Anstelle von abstrakten Theorien entstehen so politisch relevante Arbeiten über das Alltags(er)leben von Gruppen und Einzelpersonen.
Empirische Kulturwissenschaft
Nach einer Ausbildung zur Industriekauffrau begann ich das Bachelorstudium „Vergleichende Kultur- und Religionswissenschaft“ an der Philipps-Universität in Marburg. Nachdem ich das Studium mit dem Schwerpunkt „Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaft“ abgeschlossen hatte, startete das Masterstudium „Empirische Kulturwissenschaft“. Eigentlich konnte ich mich schon immer für kulturelle und gesellschaftliche Phänomene begeistern, auch wenn ich damals noch nicht so genau wusste, was das eigentlich ist.
Durch politische Aktivitäten und viel Spaß am Musikhören und -machen war ich in diversen Subkulturen unterwegs. Einmal bezeichnete mich dort jemand als eine Art ‚Touristin‘ und einige Jahre später wurde ich sogar mal als ‚soziale Voyeurin‘ betitelt. Natürlich waren diese Bemerkungen ironisch und scherzhaft gemeint, doch beschreiben sie eine wichtige Eigenschaft, die wir in unserem Studium erlernen:Wir erforschen das Alltägliche als Besondere, das wir mit den Augen von Fremden sehen und dadurch alles hinterfragen, was normal und selbstverständlich scheint. Auch gilt es, kritische, schwierige oder emotionale Phänomene jeglicher Art mit Respekt und wissenschaftlicher Neutralität zu begegnen und sie empirisch zu beforschen.
Besonders freue ich mich über die vielen praktischen Erfahrungen, die mir das Masterstudium durch aktive Feldforschungen zu verschiedensten Themen ermöglicht. Durch das Studium konnte ich in dem Fach “Empirische Kulturwissenschaft” ein geistiges Zuhause finden und Methoden erlernen, die mir täglich dabei helfen, die Welt besser zu verstehen.
Transkulturelle Studien
Nach meinem Bachelorstudium der Mehrsprachigen Kommunikation mit Fokus auf spanisch- und englischsprachigen Kulturräumen sowie dem Schwerpunkt Kultur- und Medienwissenschaften erschien mir ein Master in Kulturanthropologie bzw. Transkulturellen Studien genau das zu sein, was mich faszinierte: Nicht nur „fremde Kulturen“ kennenzulernen, sondern vor allem die eigenen Kulturen direkt vor der Haustür zu verstehen, wozu der besagte Blick über den Tellerrand durch andere Kultur(en)/-räume jedoch auch nicht schadet.
Besonders bereichernd sind die Transkulturellen Studien vor allem durch ihre Transdisziplinarität. Jede*r Studierende hat die Möglichkeit die eigenen Interessen durch verschiedene Schwerpunkte zu vertiefen sowie gleichzeitig wichtige Werkzeuge sowohl für die Forschung innerhalb der Kulturanthropologie als auch für den Alltag zu erlernen. So prägt das Studium nachhaltig die Wahrnehmung nach außen, wie auch nach innen durch Perspektivenvielfalt.